3.0 out of 5 stars
Nicht leicht zu bewerten... viel Licht, aber leider auch sehr viel Schatten...
Reviewed in Germany 🇩🇪 on May 7, 2015
"The Damnation of Pythos" ist der erste Horus Heresy-Roman von David Annandale - und kein besonders leicht zu bewertendes Werk, um es mal ganz vorsichtig zu sagen. Dabei hat sich Annandale alle Schwierigkeiten, die man mit dem Buch haben kann, absolut selbst zuzuschreiben, aber der Reihe nach. Weil das Buch in seinen unterschiedlichen Facetten so völlig gegensätzliche Qualitäten aufweist, versuche ich einmal, die hier ebenfalls gesondert aufzuführen und zu benoten:
1. Die Geschichte an sich. Die Story ist OK. Nicht überragend, aber auch nicht schlechter als die manch anderer HH-Romane. Sie behandelt das Schicksal der "Veritas Ferrum", einem Angriffskreuzer der Iron Hands, der sich trotz heftiger Kämpfe und schwerer Verluste aus dem Istvaan-Sektor retten und vor den Verrätern fliehen konnte (siehe auch das gleichnamige Hörspiel). Unter Befehl von Captain Durun Atticus, dem Befehlshaber der 111ten Kompanie, gehen die Iron Hands und ihre Verbündeten einer Spur nach, die sie zu einer Warp-Anomalie auf der Todeswelt Pythos im Pandorax-Sektor führt. Hier müssen sie sich dann nicht nur der gewalttätigen Flora und Fauna stellen, sondern auch noch ihren Erzfeinden, den Emperor's Children sowie den Horden des Chaos - aber mehr soll nicht unbedingt verraten werden. Annandale beschreibt den Horror, den Dämonen und Riesenechsen insbesondere bei den menschlichen Alliierten der Astartes hervorrufen und die immer größer werdenden Bedrohungen durch die zahlreichen Gefahren dabei sehr lebendig, schön düster und zumindest für mich kam, auch aufgrund der hier und da wechselnden Handlungsorte keine wirkliche Langeweile auf. Stattdessen baut er die Geschichte langsam auf und entwickelt sie zu einem epischen und blut- und ektoplasmareichen Höhepunkt auf den letzten 50 oder 60 Seiten des Romans.. Außerdem bildet der Roman die Vorgeschichte für den Space Marine Battles-Band "Pandorax", der die Geschehnisse während eines Schwarzen Kreuzzugs Abaddons und der darauffolgenden Kämpfe mit den Dark Angels und Grey Knights erzählt und mehr oder weniger auf dieser ersten Schlacht aufbaut. So etwas lässt das Alles immer etwas runder erscheinen, größer, zusammenhängender. Das gefällt mir und dafür kann man schon mal 3,5/5 Sternen geben. "Pandorax" werde ich mir auf jeden Fall noch zu Gemüte führen.
2. Die Beschreibung der Iron Hands. Die Legion hat bislang in der HH wohl so unter fachlicher Inkompetenz der Autoren gelitten, wie keine Zweite. Insbesondere Nick Kyme musste auf jede Demütigung noch einen draufsetzen und so richtig hat man bisher nicht verstanden, welche Stärken die Iron Hands eigentlich haben und wer sie überhaupt sind. Das ändert sich mit "The Damnation of Pythos" komplett. Annandale gibt den Iron Hands endlich ein Gesicht und zeigt, welch gravierende Veränderungen sich auch im Geist und im Wesen der Legion in den Wochen seit dem Tode ihres Primarchen ergeben und entwickelt haben (und auch, was die Blood Angels noch erwarten wird nach der Schlacht um Terra...). Er lässt auch Zweifler zu Wort kommen, die diesen Veränderungen mehr als skeptisch, ja sogar ablehnend gegenüber stehen, zeigt aber in erster Linie, welche Stärke die Iron Hands aus dieser neuen Situation ziehen (wollen) und wie sie dies für alle Zeit prägen wird. Und auch, wie all diese neuen Emotionen und der immer stärker werdende Drang zur Mechanisierung und zur Rationalisierung irgendwann zum Schisma zwischen Klan Raukaan und dem Rest der Iron Hands führen könnte (siehe Codex Supplement "Clan Raukaan"). Auch hier beweist Annandale wieder seinen Blick für das große Ganze, indem er den Roman nutzt, um auch Brücken in die Zukunft bzw. die "Jetzt"-Zeit zu schlagen, was dem Buch sehr gut tut. Ob man die Iron Hands nun mag oder nicht, ob man sie ob ihrer maschinenhaften Monstrosität verachtet oder nicht, aber während sie bislang in der HH ziemlich blass blieben, bekommen sie nun endlich ihren Auftritt und sie schlagen sich überragend und vernichten Welle um Welle der Angreifer. Egal welche Schrecken sich ihnen entgegenstellen: sie kämpfen bis zuletzt, sie geben nicht auf, sie geben nicht den Versuchungen des Chaos hin - ihr eiserner Wille und ihre stählernen Leiber sind absolute Anker in einem Meer aus Chaos, das um sie herum tobt. Auch der völlige Gegensatz zwischen den Emperor's Children und ihren fleischlichen, lüsternen Perversionen einerseits und den Iron Hands und ihrem logischen, emotionslosen, dem Fleisch entsagenden Maschinenkult andererseits kommt sehr gut zur Geltung. Irgendwie sind beide Legionen zwei verschiedene Seiten einer Medaille - und dann doch wiederum nicht.. "The Damnation of Pythos" passt in dieser Hinsicht auf jeden Fall perfekt zu "Wrath of Iron" von Chris Wraight, die sich beide hiermit absolut um die Legion verdient gemacht haben. Besonders gut hat mir bei "The Damnation of Pythos" auch die auf ihre ganz eigene Art innige, respektvolle und ehrliche Beziehung zwischen Atticus und der Astropathin Mistress Erephren gefallen. Die Iron Hands sind nicht dafür bekannt, besonders große Gefühle für Menschen übrig zu haben. Aber sie respektieren Stärke. Und sie respektieren Loyalität. Und sowohl Atticus als auch Erephren wissen, dass sie Waffen sind, die für den Krieg geschaffen wurden und dass sie sich beide gegenseitig etwas schuldig sind. Beide Figuren - und auch der mit sich selbst, seiner Legion und seinem Glauben hadernde Galba - tragen dieses Buch einfach auf ihren eigenen Schultern und bereiten auf ihre jeweils unterschiedliche Art beim Lesen Freude. Dafür ehrliche und ernst gemeinte 5/5 Sterne.
3. Das Ende. Und hier liegt der Hund begraben. Ohne zu viel spoilern zu wollen, aber wer "Battle for the Abyss" gelesen hat, weiß, was einen hier erwartet. Ich habe keine Ahnung, ob das Schicksal der Überlebenden noch irgendwann irgendwo aufgegriffen und fortgeführt wird und vielleicht konnte es für die Verteidiger Pythos' nicht anders enden bei den unendlichen Massen an Dämonen und Kreaturen - aber gerade der Epilog lässt einen dann umso frustrierter und mit einem großen: "WTF!?" zurück... Natürlich ist das WH30K-Universum kein besonders Positives mit lauter Happy Ends und vielleicht wollte Annandale hier nur noch einmal zeigen, WIE frustrierend und niederschmetternd die Geschehnisse während der Horus Heresy waren - aber dennoch kann man auf manche Dinge als Leser einfach verzichten, und dieses Ende war so ein Ding... Vielleicht ergeben sich einige Dinge auch, wenn man "Pandorax" noch zusätzlich liest, so wie es auch schon mit dem HH-Band "Mechanicum" und dem dazugehörigen Buch "Titanicus" war (Stichwort: Der Drache auf dem Mars...), aber im Moment lässt einen "The Damnation of Pythos" ziemlich genervt zurück... Schade. Damit reißt Annandale in 5 Seiten alles ein, was er sich vorher mit 420 Seiten aufgebaut hatte... Mehr als 1/5 Stern kann man da nicht geben.
Und so komme ich insgesamt auf 9,5 / 15 Sternen, sprich: 3/5. Die Story ist OK, die Iron Hands zeigen endlich ihr wahres Gesicht (Dafür meinen Dank), aber das Ende ist eine Farce. Kurzum ist "The Damnation of Pythos" meiner Meinung nach kein Rohrkrepierer, schrappt daran aber nur aufgrund der genannten Stärken vorbei. Trotzdem in allen Belangen besser als "The Outcast Dead", "Battle for the Abyss", "Vulkan Lives" oder einem Großteil von "The Unremembered Empire"...
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